Brigitte Hürzeler ist es gelungen, mit ihrem Label «format brigitte hürzeler», Lederprodukte in einem unverwechselbaren Stil zu entwickeln. Unabhängig von Modeströmungen bringt sie ästhetische Ansprüche, Zweckmässigkeit und Qualität auf einen Nenner und lässt dabei den Zeitgeist gekonnt in ihre Kollektionen einfliessen. Sie produziert von Hand in Schönenwerd.
Diskret versteckt im 2. Stock des ehemaligen Bally-Werks in Schönenwerd, neben dem offiziellen Eingang des bekannten Outlet-Stores Fashion Fish, liegt etwas verborgen – das kreative Paradies von Brigitte Hürzeler. Das Modeaccessoires Label «format brigitte hürzeler» ist dort seit über 20 Jahren in mehreren Räumen – Showroom, Atelier, Lager – zuhause. Ein intensiver Ledergeruch und eine kreative Energie empfängt einem beim Betreten des Ateliers. Zwei Dutzend Fadenspulen in leuchtenden Farben, ein stattlicher Maschinenpark zum Bearbeiten und Verarbeiten von Leder sowie weitere Arbeitsgräte, Lederbändeli in allen Formen und Ausführungen, Gurtschnallen, Lederresten, bereits zugeschnittene Lederteile etc. machen das Atelier zu einem fantastischen Eldorado für Ideenreichtum und Erfindungsgabe. Im Lager stapeln vier Quadratmeter grosse Stücke Leder in allen Farben – die meisten kommen aus Italien. «Der Duft nach Leder gehört schon fast zu meiner DNA», meint Hürzeler lachend. Nichts geht bei der kreativen Unternehmerin übers Leder. Sie ist eine Macherin, dies zeigt auch ihr Werdegang eindrücklich: Bereits als Kind kreierte sie schöne Dinge aus Leder. «Die Lederresten bekam ich von meinem Götti, der Direktor in der Bally Altdorf war», erinnert sie sich. «Er war es auch, der mir dann die erste Ledernähmaschine schenkte.» Schon damals liebte sie es, wie sich das Leder in ihren Händen anfühlte – unglaublich weich, ja fast schon samtig. «Die Haptik und die Langlebigkeit dieses Materials fasziniert mich nach wie vor», so Hürzeler, die auch als Bauerntochter Leder, respektive das Fell der Kühe schätzen lernte. Im Alter von 20 Jahren nähte sie ihre eigene Tasche, die zu ihrem Outfit passen musste. Allerdings fand sie im normalen Handel nichts, was ihren Vorstellungen entsprach: «Ich entdeckte den Fabrikladen von Bally Schönenwerd, wo überschüssige Lederhäute verkauft wurden. Dort nahm es mir den Ärmel endgültig rein – ich war so fasziniert von all den schönen Farben und Qualitäten». Damals wusste sie schon, was sie wollte, und verfolgte unbeirrt ihren unverwechselbaren Stil. Aus der Liebe zu Leder hat sich bis heute nichts geändert. Hürzeler greift bei der Herstellung ihrer Taschen, Gürtel und Accessoires zu keinem anderen Material – auch nicht zu veganen Alternativen, ganz nach ihrem Credo: «Echtes Leder ist nicht ersetzbar!»
Ihre Erfolgsgeschichte mit ihrem Modeaccessoire Label «format brigitte hürzeler» begann vor 25 Jahren. Damals fing sie an, Taschen, Rucksäcke und weitere Lederaccessoires wie eben Gürtel, Necessaires, Schreibetuis und Portemonnaies herzustellen: von Hand in einem kleinen Atelier in Aarau. «Ich hatte keine Designerausbildung in der Tasche. Zwar hatte ich meinen Bürojob aufgegeben und wollte die Modefachklasse in Zürich besuchen, doch die erste Schwangerschaft machte mir einen Strich durch die Rechnung.» Doch die junge Mutter behielt ihren Traum von der eigenen Ledermanufaktur im Fokus und ging konsequent ihren Weg. 1995 – das jüngste von drei Kindern war halbjährig – packte sie die Chance und machte sich mit ihrem ersten Atelierladen in einer Vierergemeinschaft in Aarau unterhalb der Altstadt selbstständig. Danach zügelte sie in das Atelier in Schönenwerd. 2010 eröffnete sie zu viert ihren Laden in Basel, den sie 2012 allein mit ihrer Produktion weiterführt. Dies ist neben ihrem Atelier in Schönenwerd der einzige Ort, wo Hürzeler ihre Erzeugnisse verkauft. Ein bewusster Entscheid: «Basel ist eine handliche, kompakte Stadt.» Die Designerin hat dort schon viele gute Erfahrungen gemacht, wie beispielsweise an der «Wohnsinn» der einstigen Muba, als sie ihre erste Tasche verkaufte. «Mein Geschäft in der Basler Altstadt an der Schneidergasse 27 ist optimal gelegen– gerade auch für Laufkundschaft und Touristen.» Seit Corona kann man ihre Lederprodukte zudem auch in ihrem Onlineshop bestellen respektive kaufen.
Breitgefächerte Kollektion mit vielen Farben und Formen
Alle ihre Produkte werden von der Auswahl des Leders und des Futterstoffes sowie der Innentaschen, dem Zuschneiden, Markieren und Leimen bis zum Nähen und Vernähen zu 100 Prozent in ihrem Atelier in Schönenwerd hergestellt: Dabei legt Hürzeler grossen Wert auf Swissness, Qualität und Nachhaltigkeit. In allen ihren Lederprodukten stecken viel Kunsthandwerk, Know-how, Erfahrung, eine grosse Portion Liebe zum Detail sowie 100 Prozent Schweizer Handarbeit und nachhaltige, erlesene Materialien. «Ich arbeite seit über 25 Jahren mit dem gleichen Schweizer Lieferanten, der seine Leder aus den umliegenden EU-Ländern bezieht. Die Gürtel- und Taschenschnallen stammen aus Norditalien.» Egal, ob Back-Side Shopper, Rucksäcke, Taschen, Ledergürtel aus Kuhfell, Leder-Wendegürtel und en form geschnittene Gürtel, Etuis und viele weitere Accessoires – das Sortiment ist breitgefächert. «Die riesige Auswahl an Farben und Qualitäten finden sich in der Schweiz wohl fast nirgends.» Neu hat Hürzeler auch das sogenannte Upcycling entdeckt und macht aus alten Pelzmäntel Kissen.
Nebst der Schweizer Produktion ist das puristische Design, ehrlich und solide, ohne Schnörkel und unnötige Verzierungen, das Markenzeichen ihrer Kollektion. «Es ist mir wichtig, im Alltag praktische und langlebige Stücke zu schaffen», so Hürzeler. Das schlichte Design findet auch grossen Anklang bei ihrer Kundschaft. Ihre ledrigen Kleinode bewegen sich im mittleren Preissegment – ab 100 Franken aufwärts – je nach Grösse und Aufwand. «Gutes Design soll sich lohnen, aber auch erschwinglich sein», so die Philosophie von Hürzeler. «Wir flicken und reparieren oft auch bekannte Marken, da diese keinen Service anbieten. Da Hürzeler sehr effizient arbeitet, und einzelne Taschenteile parallel einfach in unterschiedlichen Farben vorfabriziert, ist die Produktionszeit mit drei Wochen sehr kurz. Zwei bis sechs Taschen gestaltet sie pro Jahr neu. «Ich bin dabei äusserst anspruchsvoll, denn für mich muss ein neues Stück eine Berechtigung haben.» Momentan läuft es gut. Hürzeler ist zuversichtlich, dass sie mit ihrem schweizweit guten Ruf, der optimalen Verkaufslage trotz allen Onlineanbieter wettbewerbsfähig bleibt. Die 62-Jährige hofft allerdings, dass sie in absehbarer Zeit ihr Lebenswerk in neue, junge, motivierte Hände legen kann.
Corinne Remund
Schweizer DESIGNMESSE IN & OUT
Brigitte Hürzeler hat vor 17 Jahren die Trendmesse in & out gegründet. Zusammen mit Maja Baumann organisiert sie die wichtigste Trendmesse mit rund 100 Aussteller aus der ganzen Schweiz jährlich im Herbst in der Aeschbachhalle Aarau. Die Messe wurde stetig weiterentwickelt und hat Fortschritte gemacht und geniesst in der Szene der Swiss Designer einen ausgezeichneten Ruf. Mittlerweile ist die in & out Designmesse in Aarau die grösste und wichtigste Trendmesse und Verkaufsausstellung für Schweizer Design.
Die in&out zieht jedes Jahr rund 6000 fachkundige Besucher an, die sich für in der Schweiz entwickelte und hergestellte Designprodukte begeistern. Ihre Produkte stammen aus den Bereichen Mode, Möbel, Wohnaccessoires, Schmuck, Textil, Keramik, Karten und Papeterie. Jedes Jahr sind rund ein Drittel der Aussteller zum ersten Mal an der Trendmesse dabei.