«Stabsübergabe bei der Emil Frey in Safenwil»

    Wer kennt es nicht in der Region. Das Emil Frey Autocenter in Safenwil. Fährt man von Bern nach Zürich oder umgekehrt ist das Autocenter Schweiz der Emil Frey AG, auf halber Strecke beidseits der A1, unübersehbar präsent. Quasi durchs Firmengelände hat sich die A1, früher National 1, ihren Weg gesucht.

    (Bild: Diane Schneeberger) André Steiner, 62, übergibt die Leitung von Emil Frey Safenwil an Laurent Wahli, 41. (v.l.)

    Der Standort hat Automobile-Geschichte geschrieben, denn bereits 1951 erwarb Emil Frey ein Gebäude mit mehreren Quadratmetern Land, um den zentralen, schweizweiten Vertrieb von Austin Automobilen neu zu organisieren. Heute rund 72 Jahre später präsentiert sich an der A1 ein führendes Unternehmen im Dienste der individuellen Mobilität der Schweiz. Das Autocenter in Safenwil ist ein wichtiger Arbeitgeber wie auch Ausbildner in der Region Aarau und Zofingen. Hier sind verschiedene bedeutende Zweige der Emil Frey AG angesiedelt, so zusagen das Herz der Firma. Neben den nationalen Fahrzeugvertriebs- und Teilelogistik, Fahrzeugbau für Nutzfahrzeuge sind dies auch der direkte Handel und Verkauf sowie umfassende Service- und Reparaturdienstleistungen aller Emil Frey Marken.

    Die moderne Mobilität steht im Fokus aktueller politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Die Branche steckt mitten im Wandel und bereitet sich auf die neuen Antriebs- und Vertriebskonzepte der Zukunft vor. Zudem steht im Autocenter zum Jahreswechsel ein Stabswechsel an. Unsere Zeitung hat die Gelegenheit genutzt, Themen rund um die Mobilität in der Schweiz genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei spielt das Autocenter in Safenwil eine bedeutende Rolle. Wir haben uns mit zwei entscheidenden Akteuren unterhalten: Mit André Steiner, der das Autocenter seit 2003 führt – und mit seinem Nachfolger Laurent Wahli, der am 1. Januar 2024 die operative Leitung übernehmen wird.

    André Steiner, mal angenommen, Sie schrieben ein Buch über Ihr Berufsleben bei Emil Frey, wie lautete der Titel?
    André Steiner: Wahrscheinlich «Automobil, meine Leidenschaft». Durch den technologischen Fortschritt wurde die Mobilität immer sicherer, komfortabler insbesondre aber für alle zugänglich. Das erlebte ich als kleiner Bub, als immer mehr Leute ein eigenes Auto fuhren. Ich war schon damals fasziniert von der Technik, den schönen Carrosserieformen und dem tollen Gefühl in einem Auto zu sitzen dürfen. Wann immer möglich wollte ich mit meinem Vater mitfahren.

    Erinnern Sie sich an das Auto, in dem Sie als Bub erstmals mitfahren durften?
    Steiner: Das war wohl Vaters VW Käfer. Später als ich dann endlich selbst Autofahren konnte, habe ich für 500 Franken einen alten 68’er Käfer gekauft, welcher natürlich komplett zerlegt, restauriert und wieder original orange lackiert werden musste. Ich war riesig stolz, ein eigenes Auto zu besitzen.

    Das Autocenter Safenwil ist in den letzten 20 Jahren zu einem führenden Zentrum der Mobilität herangewachsen. Ist es so herausgekommen, wie Sie sich das bei Ihrem Start im Jahr 2003 vorgestellt hatten?
    Steiner: Einerseits steht da der unerschütterte Glaube an die individuelle Mobilität im Vordergrund, den unsere Inhaberfamilie hat. Diese starke Überzeugung überträgt sich auf die ganze Firma und das ist unser Antrieb, die Besten sein zu wollen.
    Wer zu uns kommt, ist oft überwältigt von der Vielfalt und Kompetenz. Selbst Leute, die in der Branche arbeiten, anerkennen die Aussergewöhnlichkeit unseres Betriebs. Das grosse Potenzial war für mich offensichtlich, alleine aufgrund der phänomenalen geografischen Lage mitten auf der Drehscheibe Nord-Süd und Ost-West. Unser Einzugsgebiet umfasst Gebiete in den Kantonen Aargau, Luzern, Bern, Solothurn und Baselland, das ist einmalig. Von daher waren die künftigen Entwicklungsschritte absehbar.

    Inwiefern haben Sie den Betrieb geprägt?
    Steiner: Nun, es war alles immer Teamarbeit, ich habe nie etwas alleine gemacht. Was ich versuchte, einzubringen, war der Glaube an die regionale Entwicklung im Mittelland, welche eben mit Wachstum verbunden war. Am Anfang hatte ich grossen Respekt vor den Dimensionen in Safenwil. Heute ist die im Autocenter gelebte Vielfältigkeit für uns alle selbstverständlich, weil das Wachstum hin zu den 18 Markenvertretungen als Folge einer natürlichen Entwicklung geschah.
    Selbstverständlich mussten wir auch Rückschläge verkraften, indem wir Marken verloren, zum Beispiel, weil sie sich aus Europa zurückzogen, so wie damals Daihatsu, Chrysler/ Dodge oder MG/Rover, welche die Produktion in England aufgegeben hatten. Unsere Stärke ist, dass wir in solchen Situationen neue Chancen suchen und nutzen. Diesbezüglich war ich vielleicht der Vordenker, in der Umsetzung kam es aber auf die Leistung der gesamten Belegschaft an.

    Das Emil Frey Autocenter Safenwil ist eine Garage mit grosser Ausstrahlung in der Region. Wie gehen Sie diese neue Herausforderung an?
    Wahli: Mein erster Gedanke ist: «Mit viel Respekt». Ein grosser Vorteil für mich ist, dass ich seit 2007 mehrere Positionen in der Gruppe innehatte und somit konnte ich viele Erfahrungen sammeln, welche mir nun für die neue Aufgabe sicherlich helfen werden. Wir leben in einer Welt mit vielen Kennzahlen, welche für uns auch wichtig sind. Entscheidend ist und bleibt aber der Mensch! Es gibt zwei sehr interessante Briefe, welche unser Gründer Emil Frey verfasst hat. Der erste Brief richtet sich an «meine geehrte Kundschaft», in welchem er die Firmenwerte beschreibt. Zum Beispiel ist beschrieben, dass wir unsere Kunden stets prompt und fachmännisch bedienen müssen. Im zweiten Brief steht, wie wir mit den Mitarbeitenden, aber auch untereinander umgehen sollten, um stets motiviert und mit Freude bei der Arbeit zu sein. Es ist faszinierend, wenn man bedenkt, dass die beiden Briefe vor so langer Zeit (1935 und 1955) geschrieben wurden, aber auch heute noch aktuell sind.

    Wie sind wir 2043 auf den Strassen unterwegs?
    Wahli: Das ist eine Frage, welche von vielen Faktoren abhängt und somit nicht so einfach zu beantworten ist. Klar ist; dass die Entwicklung der Technologie des Fahrzeugherstellers eine wichtige Rolle spielt, aber die Umsetzung ist auch abhängig von anderen Aspekten. Beispielsweise um Elektro-Fahrzeuge zu fahren, brauchen wir auch genügend Verfügbarkeit von Strom. Das heisst, wenn wir mehr Elektro-Fahrzeuge auf der Strasse wollen, dann muss auch sichergestellt werden, dass dem ganzen Netz genügend Strom geliefert werden kann. Sollte die Menge der Elektro-Fahrzeuge zunehmen, könnte dies eine grosse Herausforderung sein. Auch beim autonomen Fahren müssen weitere Aspekte berücksichtigen werden. Die ganze rechtliche Umgebung muss bereit sein und weitere Technologien müssen auch verfügbar sein. Die 5G-Technologie unterstützt sicher diese Entwicklung. Wahrscheinlich wird es auch in Zukunft nicht nur eine, sondern verschiedene Antriebsarten im Angebot haben. Somit wird der Kunde seine Kaufentscheidung nach seinen eigenen Bedürfnissen und eigenem Nutzen treffen. Genau so ist und wird das Emil Frey Autocenter Safenwil positioniert, um jeden Interessenten und Kunden die passende Mobilitätslösung anbieten zu können.

    Wovon hängt der Fortschritt ab beim autonomen Fahren?
    Wahli: Es wurde bereits viel über dieses spannende Thema geschrieben. Die autonome Mobilität in Zusammenhang mit der neuen 5G-Technologie wird immer konkreter. Dabei fällt auch immer wieder der Begriff «Smart City». Diese Technologie sollte aber in einem ersten Schritt, eher in urbanen Lebensräumen zum Einsatz kommen, wo die Mobilitätsdichte entsprechend hoch ist. Bei voller Funktionalität sollte diese Technologie es dann ermöglichen, dass es zu praktisch keinen Staus mehr kommt, der Verkehr flüssig rollen kann und somit noch umweltfreundlicher wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt, dank der Vernetzung der verschiedenen Systeme (Fahrzeuge, Handy, usw.) ist, dass die Sicherheit auf unseren Strassen noch verbessert wird.
    Wir können uns alle auf das autonome Fahrzeug von Google erinnern. Dies ist schon bald 20 Jahre her und ist noch nicht auf der Strasse. Aber solche Projekte sind trotzdem wichtig, weil sie die Forschung fördern. Dies hat zum Beispiel zum Thema «Sensoren und Fahr-Assistent» viel in Bewegung gebracht. Im Moment gibt es verschiedene spannenden Projekte, welche auf definierten Strecken und Gebieten geplant sind. Es braucht allerdings noch Zeit, bis die Technologie so weit entwickelt ist, um sie überall einzusetzen.

    Als Geschäftsmann verfolgen Sie sicher Visionen.
    Wahli: Visionen ist vielleicht das falsche Wort, weil wir irgendwann mit der Realität konfrontiert sind. Das Autocenter Safenwil soll in Zukunft weiterhin das Kompetenz-Center in der Region sein, indem wir in die Ausbildung unserer Mitarbeitenden und in unsere Infrastruktur investieren. Wir müssen auch in Zukunft ein attraktives Angebot haben, welches durchwegs die neusten und besten Technologien anbietet. Die Emil Frey AG will DER Fachmann sein für alles rund um die Mobilität. (Fahrzeug, Finanzierung, Versicherung, Auto-Abo, usw.). Unsere Kundschaft und ihre Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen.
    Steiner: Wir sprechen nie von Visionen, sondern von Entwicklungen. Indem wir unser Umfeld laufend beobachten, sehen wir auch immer wieder Chancen, die sich bieten. Wir wollen zukunftsfähig bleiben, denn wir tragen unseren Mitarbeitenden wie selbstverständlich auch unseren Kunden gegenüber Verantwortung. Auch in diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass wir stets neugierig bleiben.

    Philipp Kissling


    ZUR PERSON

    André Steiner über seine persönliche Zukunft: «Ich werde ab 2024 mein Pensum etwas reduzieren und mich für Aufgaben und Projekte innerhalb der Gruppe engagieren. Ein Projekt betrifft die Emil Frey Classics Auctions, die wir ab 2024 lancieren und zweimal jährlich im Classics Center Safenwil durchführen wollen. Auf diese Arbeit freue ich mich ebenso wie vielleicht auch etwas mehr Zeit für andere schöne Dinge zu haben, die mir ebenfalls wichtig sind.»

    Laurent Wahli über seinen Werdegang: «Ich bin im Welschland aufgewachsen und lebe mit meiner Familie seit vielen Jahre in der Region Zofingen. Ich habe eine Lehre als Automechaniker mit einer Berufsmatur absolviert. Danach folgte das Studium zum Automobilingenieur in Biel, welches ich später mit einem MBA in General Management ergänzt habe. Seit 2007 arbeite ich für die Emil Frey Gruppe, zuerst beim Importeur Toyota AG in Safenwil. Später konnte ich intern die Stelle wechseln und in der Filialleitung in Zürich arbeiten. Zudem war ich auch kurz für die Emil Frey international tätig. In den letzten 3 Jahre durfte ich des Weiteren, im Auftrag der Filialleitung, den Emil Frey Betrieb in Biel führen. Es ist mir eine Ehre, als Nachfolger von André Steiner die Leitung des Autocenters Safenwil zu übernehmen.»

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